Niederbayern TV

 

Am 13.12.23 war das Fernsehen bei uns. Sie drehten eine kurze Doku über die Vogelfütterung im Winter in unserer Wildvogelstation. Zu sehen: Meine Wenigkeit zum Thema Greifvogelfütterung im Winter, Elaine zum Thema Singvogelfütterung im Winter und unsere Hauptdarsteller: Unsere Rabenkrähen Jessie, Kete und natürlich der Star unter den Gefiederten: der Elsternbub Ritchie.


Der Landesbund für Vogelschutz stellt uns vor:


Artikel in der Passauer Neue Presse vom 08.04.2023

Retten kann jeder

 

 Expertin vom Lebenshof Reit gibt Tipps zur Aufzucht von Nestlingen

 

08.04.2023 | Stand 08.04.2023, 19:29 Uhr
Wendelin Trs
Warmhalten ist das oberste Gebot: Ein etwa eine Woche alter Waldkauz in einem kuscheligen, aus einem Handtuch geformten Nest. Ihn hat Elvira Berger vor zwei Jahren gerettet. −Foto: Berger
Bei Elvira Berger im Lebenshof Reit (Lkrs. Deggendorf) geht es zu wie im Taubenschlag: Viele Leute bringen ihr verletzte Jungvögel oder fragen sie um Rat. Unserer Zeitung hat sie Expertin erklärt, wie man Nestlingen helfen kann.
Elvira Berger, die eng mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) zusammenarbeitet und ein Notruftelefon für verletzte Wildvögel im Landkreis betreibt, stellt klar: Jeder kann und sollte helfen.
Wer einen hilflosen Jungvogel findet, sollte sich erst einmal klarmachen, ob es sich um einen Nestling oder einen Ästling handelt. Nestlinge sind anfangs blind, können noch nicht auf ihren Füßen stehen und sind noch flugunfähig. Sie bleiben im Nest und sind stark auf die Fürsorge der Eltern angewiesen, bis sie flügge und bereit zum Trainieren der selbstständigen Nahrungsaufnahme sind. Der Ästling steht auf seinen Füßen, braucht dennoch noch die Unterstützung ihrer Eltern.

Menschlicher Geruch schreckt Elterntiere nicht ab

 

Unverletzte Ästlinge sollte man auf einen Baum oder Strauch setzten, rät Elvira Berger – auf alle Fälle erhöht, damit sie nicht leichte Beute für andere Tiere werden. Unversehrte Nestlinge kann man wieder ins Nest setzen, sofern das möglich ist. Vögel werden, anders als bei Wildtieren wie dem Reh, nach dem menschlichen Kontakt wieder von ihren Elterntieren aufgenommen und nicht von dem Geruch abgeschreckt. „Vögel haben einen sehr schlechten Geruchssinn“, erklärt Elvira Berger.

 

Ansonsten oder bei Verletzungen sollte man das Vögelchen mitnehmen und daheim pflegen, bis es in Freiheit entlassen werden kann. Elvira Berger steht mit ihrem Notruftelefon jederzeit bereit und gibt Anweisungen für die richtige Pflege. Oberstes Gebot ist es, die Tiere warmzuhalten. Gut eignen sich dazu Wärmflasche oder Heizkissen, in einen Eimer gelegt und als zweite Hülle einen kleinerer Eimer darauf, das Tier setzt man dann in ein aus einem Handtuch geformtes Nest.

Tiere müssen alle zwei Stunden gefüttert werden

 

Bei Verletzungen oder Krankheiten kümmert sich Elvira Berger um die Erstversorgung und gibt den Findern Medikamente mit. Auch die geeignete Nahrung bekommt man von ihr. Das zu kleinen Kügelchen geformte Fressen kann den Vögeln vorsichtig in den Schnabel gelegt, Wasser eingeträufelt werden. Die Tiere müssen alle zwei Stunden gefüttert werden – nur tagsüber, schränkt Elvira Berger ein. Und schon nach wenigen Tagen können die Tiere das Futter selbständig aufnehmen, können dann auch in einer Schachtel untergebracht werden. Sobald sie zu flattern beginnen, sollten sie in einer hohen Schachtel auf dem Balkon gestellt werden. Die Vögel verlassen die Schachtel von selber, unternehmen Flugversuche und immer weitere Ausflüge. Zunächst werden sie immer wieder zum Fressen zurückkehren, ehe sie vollständig wieder ausgewildert sind.

Greifvögel müssen in Auffangstationen

Greifvögel, die alle unter Artenschutz stehen, dürfen nicht privat aufgezogen werden. Um sie kümmern sich die Auffangstationen wie der Bergerhof. In der Regel erkenne auch der Laie sofort an der Körper- und Schnabelgröße, dass es sich um einen Greifvogel handelt, so Elvira Berger. Wer sich nicht sicher ist, kann ihr aber auch einfach ein Foto per Smartphone schicken.

Warum die Tiere aus dem Nest fallen, kann unterschiedliche Gründe haben. Nachzügler werden oft absichtlich aus dem Nest gestoßen, damit der Nachwuchs die Eltern zahlenmäßig nicht überfordert. Starker Wind kann sie aus dem Nest werfen. Oder wenn Tiere in Bruthöhlen bei Hitze ans Flugloch drängen, um sich abzukühlen, können sie die Altersgenossen in der Reihe hinausstoßen.

 

 

Noch ein weiterer Appell ist Elvira Berger wichtig, damit möglichst viele Jungvögel überleben. Man sollte von April bis November keine Meisenknödel füttern. Die Vogelbabys vertragen das Fett nicht und verenden.

 

Notruftelefon am Bergerhof Reit: 0160/98041647

 


Artikel im Donauanzeiger vom 14.01.2023


Artikel in der Passauer Neue Presse vom 30.12.2022

Bussard stirbt nach Schussverletzung

 

Bei Winzer gefunden – Zur Wildtierauffangstation am Bergerhof gebracht

30.12.2022 | Stand 30.12.2022, 4:00 Uhr

Refugium Lebenshof: Bei Elvira Berger in Reit bei Iggensbach fühlen sich nicht nur Mufflon-Dame Soraya, die freche Elster Richie und Rabenkrähe Jessy wohl. −Fotos: Trs

Von Wendelin Trs

 

Ein tierischer Zufluchtsort ist der Bergerhof in Reit an der Straße zwischen Iggensbach und Außernzell. Verletzte Wildtiere aller Art, vor allem Greifvögel, werden dort fürsorglich gepflegt und aufgepäppelt, bis sie wieder bereit für das Leben in der Wildnis sind. Nicht umsonst nennen Elvira und Willi Berger ihr Refugium Lebenshof. Für wenige Tiere kommt aber auch ihre Hilfe zu spät, wie im Fall eines Mäusebussards, der einen Tag vor Weihnachten verletzt bei Winzer gefunden und auf den Bergerhof gebracht worden ist.

Seit 30 Jahren kümmert sich Elvira Berger um verletzte Greifvögel und Eulen, arbeitet eng mit Landratsamt und Landesbund für Vogelschutz zusammen. Oft sind es Jungvögel, die aus dem Nest gefallen sind und deshalb von den Elterntieren nicht mehr versorgt werden, die zu ihr gebracht werden. Aber auch verletzte Tiere – das passiert meist bei Autounfällen – kommen zu ihr. 20 bis 40 Vögel im Jahr, schätzt sie. Auf dem Bergerhof leben aber auch vorübergehend Rehe, Ziegen, Elstern oder Krähen: die Bergers halten auch Kühe und Schafe.

 

Ein Lebenshof für Wildtiere

Es ist auch schon vorgekommen, dass Vögel Rattengift erwischt hatten und dann von Elvira Berger gesund gepflegt werden mussten. Doch eine Schussverletzung, das gab es in den drei Jahrzehnten noch nie. Ein Spaziergänger hatte den verletzten Mäusebussard einen Tag vor Heiligabend etwa um die Mittagszeit neben dem Weg in der Auwiese bei Winzer gefunden. Der rechte Flügel war gebrochen. Schnell stellt sich heraus, dass das etwa ein Jahr alte Tier eine Schussverletzung hatte. Elvira Berger kämpfte gemeinsam mit dem Tierarzt um das Leben des verletzten Vogels.


Der Vogel musste operiert werden. Der erfahrene Tierarzt, der nicht genannt werden möchte, legte gemeinsam mit Elvira Berger, einer gelernten Krankenschwester, die Wunde an dem verletzten Flügel frei, so dass das gesamte Ausmaß sichtbar wurde. Abgestorben und faulig war das Gewebe um die Schussverletzung, zu der später auch noch eine Bisswunde – vermutlich durch einen Marder – dazugekommen war. Somit war das Tier nicht mehr zu retten, denn der Arzt hätte ihm den Flügel amputieren müssen, was bei Wildtieren nicht erlaubt ist. Der Bussard musste eingeschläfert werden.

Bei der OP wurde auch ein einzelnes Schrotkügelchen aus der Wunde gesichert, das Elvira Berger den bereits ermittelnden Beamten der Polizei in Deggendorf bringen wird. Die Schussverletzung ist eindeutig. Danach ist der Vogel nach ihrer Theorie flugunfähig zu einem Luderplatz gehüpft, um zu fressen, und ist dort mit einem Marder zusammengestoßen. Auffällig: Nach der Sicherung des verletzten Bussards beobachtete der Finder, dass ein schwarz gekleideter Mann mit weißem Streifen auf dem Rücken und vermummt mit seinem schwarzen Quad ganz langsam um die Fundstelle fuhr, als ob er etwas suche. Nach Elvira Bergers Informationen wurden dort vor kurzem die Kadaver von einem Biber und einem Nutria, beide geköpft, gefunden. Deshalb vermutet sie, dass eventuell ein Trophäenjäger dahinter steckt. „Aber das ist wirklich nur eine Vermutung“, betont Elvira Berger.

 

Mit einem Mauerseglerfing alles an

Meist kann sie von einem Happy End bei ihren Fundtieren berichten. Ein gutes Gefühl hat sie bei dem Wespenbussard, der vor kurzem mit einem gebrochenen Unterschenkel bei Auerbach gefunden wurde. Jetzt überwintert der Vogel auf dem Bergerhof bei guter Pflege und sogar Physiotherapie für seinen verletzten Greiffuß. „Die Wespenbussarde sind oft so zahm, als wären sie von Hand aufgezogen, aber das ist ihr Naturell“, berichtet Elvira Berger.


Sobald die Vögel bereit zum Auswildern sind, werden sie in die Nähe der Fundstelle gebracht oder leben in völliger Freiheit und ohne Voliere so lange weiter auf dem Bergerhof, bis sie sich von selbst aufmachen. Manche bleiben, wie die freche Elster Richie. Sie lebt seit etwa einem Jahr bei den Bergers und neckt jeden, der in den Garten kommt, setzt sich auf die Schulter von Elvira Berger und zwickt sie mit dem Schnabel in den Oberarm. „Komm her, du Lauser.“ Nein, das sagt nicht Elvira Berger, sondern so tönt es aus der Kehle der Elster, die noch mehr freche Sprüche drauf hat.

Bis vor ein paar Jahren kümmerte sich Elvira Berger auch um Singvögel. Doch für die kleinen Piepmatze, die bisweilen alle zwei Stunden teils mit speziellen Sonden gefüttert werden müssen, ist ihr der zeitliche Aufwand mittlerweile zu groß, ihre Wildtierauffangstation ist ohnehin bereits ein Fulltime-Job. Die Futterkosten übernimmt bis zu einem gewissen Punkt das Landratsamt. Die Eintagesküken und kleinen Mäuse als Futter finanzieren die Bergers selbst.

Angefangen hat alles vor 30 Jahren mit einem verletzten jungen Mauersegler, den der Sohnemann mit nach Hause gebracht hat, nachdem er das vermeintliche Schwaiberl vor einer Katze gerettet hatte. Elvira Berger nahm Kontakt mit einer Tierärztin auf, die damals als Falken-Mutter bundesweit bekannt war, um alles über die Wildtieraufzucht zu erfahren. „Und mit der Zeit sind die Vögel immer größer geworden“, scherzt sie.

Nach den Anfängen in Neuhausen sind die Bergers vor elf Jahren auf den Hof nach Reit gezogen − mit Sack und Pack, dazugehört auch Rehbock Jack, der seit 13 Jahren bei ihnen lebt.

 


Wer den Bergerhof und die Fundtiere dort unterstützen will, macht das am besten über eine Patenschaft. Alle Informationen dazu im Internet unter https://bergerhof-reit.jimdofree.com/